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Alter Mann – Was nun?

Schirnding Alter Mann, Was Nun
Autor/Autorin: Albert von Schirnding

Seitenanzahl: 176

Sprache: deutsch
Verlag: C.H. Beck
ISBN:‎ ‎ 978-3406808401

Buchhinweis:

Albert von Schirnding – Alter Mann, was nun?

Was macht dieses Buch zu einem lesenswerten kleinen Juwel? Es ist die gelungene Verbindung weiser Einsichten über das Leben mit klugen Gedanken eines „homme de lettres“; Gedanken zu Literatur und Musik, Theater und Oper. Beides vermag der Autor, ein inzwischen älterer Herr (Jahrgang 1935), harmonisch miteinander in Einklang zu bringen.

In den kurzen Texten dieses Büchleins finden sich immer wieder sehr gelungene kleine Einzelinterpretationen zur Ilias oder Odyssee von Homer oder zu Thomas Mann und anderen gewichtigen Autoren. Zugegeben bin ich hier als Freund der griechischen Antike und Sprache oder als Verehrer von Thomas Mann voreingenommen.

Der Autor, der hier auf sein Leben zurückschaut, ist ein Mensch, der sich zeitlebens mit geistigen Dingen beschäftigt hat; als ein Philologe, Philosoph, Journalist und auch als ein Musikliebhaber. Der Klappentext des Buches hat recht: es handelt sich teils um weise Texte, ehrlich und offen, in die sich erfreulicherweise kaum einmal ein klagender oder jammernder Ton verirrt. Die Texte zeigen zwar einen alten Mann, dessen Blick naturgemäß sich mehr der Vergangenheit als der Zukunft zuwendet, einen Mann, der aber das Staunen nicht verlernt hat und neugierig bleibt, der geistig rege und weltoffen ist.

In kurzen Kapiteln schreibt Schirnding diszipliniert das nieder, was ihn auf seinen morgendlichen Spaziergängen einfällt und bewegt. Was nach Beliebigkeit aussieht, ist es keineswegs. Die Texte sind durchdacht und folgen einer gewissen Logik und Reihenfolge. Der Autor schwadroniert nicht, sondern umkreist konzentriert das, was er zu sagen hat. Warum sollte er auch seine verbleibende Lebenszeit und unsere Lesezeit mit ausschweifenden Zumutungen verderben. Keineswegs wird ein Leser, für den früher alles besser war, mit diesem Buch glücklich werden, denn der Autor lamentiert nicht über seine Gegenwart. Ein Leser, der angeregt werden und Neues lernen will, der wird mit diesem Buch belohnt.

Die Texte sind ein gelungenes Mosaik über das Leben, über die Begegnungen des Autors mit längst verstorbenen Personen oder über seine beruflichen Erfahrungen. Angereichert wird dies mit gehaltvollen Gedanken zur Philosophie, zur griechischen Antike oder zur Musik. Privates bleibt weitgehend ausgeklammert. Schirnding ist empathisch und wirft auf die vielen Menschen, denen er im Laufe seines langen Lebens begegnet ist, immer einen wertschätzenden Blick. Entweder hat er die Gabe Negatives verdrängen zu können oder aber das Glück, von Menschen selten enttäuscht worden zu sein. Zu seinen vielen Begegnungen gehört etwa auch Ernst Jünger, Uvo und Dorothee Hölscher, Hans-Georg Gadamer, Siegfried Unseld usw. usw.

Zur Charakteristik vieler Texte gehört eine gewisse Melancholie, die sich einstellt, wenn man die gnadenlos ablaufende Zeit und damit die Vergänglichkeit allen irdischen Seins bedenkt. „Denn die Zeit ist ein Sturm, den wir nur an seinen Verwüstungen erkennen.“